Kreiswandertag 2014
SCHAAFHEIM. Die Aussichten sind eher trübe, jedenfalls die meteorologischen. Trotzdem haben sich am Sonntagmorgen rund 150 Wanderfreunde auf dem Schaafheimer Festplatz eingefunden. Dort fällt nach einigen Ansprachen der Startschuss zum 16. Kreiswandertag.
Rauf geht’s zum Wartturm, und da wird’s mit den Aussichten schon besser. Weiter geht’s mit Blick auf die vier Umstädter Windräder, deren Rotoren zeitweise die Wolken quirlen, hinüber zur Straußenfarm und über freie Höhen hinunter nach Schlierbach. Nur wenige nehmen vorher die Abkürzung, ihnen entgehen spektakuläre Blick auf die Frankfurter Hochhäuser, einen dampfenden Taunus, das Schaafheimer Röhricheck und den neuen Seniorenfreizeitplatz. Alle zusammen – die Langwanderer über 10,5 Kilometer und die „Kurzwanderer“, die immerhin auch 7.7 Kilometer zurückgelegt haben, werden dann noch einmal auf dem Festplatz bewirtet und mit einem bunten Programm bespaßt.
Der Altersdurchschnitt ist recht hoch, so wie generell in den Wandervereinen, obwohl der gemächliche Schritt durch Wald und Wiesen angeblich ja wieder eine trendige Bewegung sein soll. Von Otzberg ist so ziemlich die ganze Ortsgruppe des Odenwaldklubs rübergekommen – und vorzeitig an den Start gegangen, „weil wir nicht so gern im Pulk laufen“, wie Wilma Schönfeld bei der ersten Rast am Wartturm erklärt. Dort haben die Jagdhornbläser des Reit- und Fahrvereins die Wanderer begrüßt, Gemeindemitarbeiter, OWKler und Feuerwehr kümmern sich liebevoll um die Bewirtung.
An den gelegentlichen Schauern stören sich die Teilnehmer wenig. „Wir sind schon öfters im Regen gelaufen“, sagt Gertraud Groß, ebenfalls aus Otzberg. „Und auf diesen Regen haben wir geradezu gewartet, für unseren Garten.“ Sie gehört zu den sicher nicht wenigen Teilnehmern, die bei fast allen der nunmehr 16 Kreiswandertagen dabei waren. Ist irgendwie Ehrensache.
Robert Groß erklärt das näher: „Ich finde, wenn so eine Veranstaltung ist, und der Veranstalter sich so viel Mühe macht, sollte man auch kommen, denn sonst bleiben die Helfer ja auf Speisen und Getränken sitzen. Wir vom Odenwaldklub kennen ja auch die andere Seite des Tisches, und daher erweisen wir den Helfern mit unserer Teilnahme gerne die Ehre.“
Schaafheims Bürgermeister Reinhold Hehmann gehört ebenfalls zu den ersten „Emporkömmlingen“ am Wartturm, dem steinernen Wahrzeichen des Bachgaus aus dem Jahr 1492. „Ich find das einfach klasse“, sagt er zum Wandertag, den die Gemeinde Schaafheim bereits zum zweiten Mal ausrichten darf, „weil wir hier eine tolle Region sind, weil wir Vereine haben, die sich da einbringen, weil wir tolle Sehenswürdigkeiten haben und normalerweise auch einen weiten Blick ins Bayrische und ins Hessische. Wir haben eine tolle Gegend, das muss man den Kreisbewohnern mal näher bringen. 2004 waren wir schon mal Gastgeber, und weil’s so schön war, haben wir uns für dieses Jahr erneut beworben. Meine Mitarbeiterin Heike Gehrig hat alles bestens organisiert, und über 20 Vereine helfen mit. Es passt alles.“
Dass die Strecke auch kinderwagen-geeignet ist, freut Familie Hornung aus Radheim. „Wir kennen natürlich bereits einen größeren Teil der Strecke, sind allerdings noch nicht bis nach Schlierbach runtergelaufen“, sagt Ralf Hornung. „Und da die Kinder frische Luft brauchen, hat es sich angeboten, hier mitzulaufen.“ Als „freiwilligen Mitläufer“ bezeichnet sich Werner Waterwiese. Der gehört dem Schaafheimer Heimat- und Geschichtsverein an, der auch zu den Unterstützern der Aktion gehört, denn hier gilt es den Menschen nicht nur Natur und Aussichten, sondern auch Einsichten ins Historische zu vermitteln. Deshalb gibt’s nicht nur ein Draußen, sondern auch ein Drinnen, Wegeabschnitte durch Schaafheimer Wohngebiet, wie nicht nur Landrat Klaus Peter Schellhaas aufgefallen ist.
„So ein Wandertag dient auch dazu, die Gemeinschaft im Kreis zu stärken“, sagt der politisch bei den Freien Wählern engagierte Schlierbacher Otto Dillbahner. „Der Kreiswandertag ist ja inzwischen schon eine Traditionsveranstaltung“, sagt Schellhaas. „Vor vielen Jahren haben wir damit begonnen Veranstaltungen anzubieten, die die unterschiedlichen Schönheiten der Landschaft zeigen, und Städten und Gemeinden – wie jetzt hier in Schaafheim – die Gelegenheit geben sich zu präsentieren. Hier im Bachgau hat man wunderbare Ausblicke, es ist landschaftlich toll, man lernt viel über die Gemeinde, man läuft ja auch durch die Dörfer, lernt etwas über die unterschiedliche Architektur im Landkreis. Aber es geht letztendlich auch um eine gemeinsame Identität, und trotz der sintflutartigen Regenfälle am frühen Morgen sind aus allen Ecken des Landkreises Leute mit dabei. Man kommt zusammen und lernt einen Teil des Landkreises besser kennen – das ist eigentlich so Sinn und Zweck.“ gün
